Tag Zwei
Gunst erlangen
SCHATZ DES TAGES
“Und das Mädchen gefiel ihm und erlangte Gnade vor ihm.” Ester 2, 9
Xerxes reagierte auf den Vorschlag seiner Assistenten wie folgt: “Und das Wort war recht in den Augen des Königs, und er machte es so.” (Ester 2,4). Um uns ein Bild von dem Kontext für die heutige Lektion zu machen, denk noch einmal über den Vorschlag nach, den die Diener ihm gemacht haben. Der Wettbewerb war auch bei den Persern, die damals lebten, etwas unkonventionell.
Theoretisch hätte Xerxes Suche nach einer neuen Königin auf sieben adelige Familien beschränkt werden müssen. Stattdessen erfolgte die Suche nach Persia’s Next Topmodell im ganzen Reich. Scheinbar war die wichtigste Fähigkeit, die die Frauen haben mussten, sehr gut mit der Krone auszusehen, um es nett aus-zudrücken. Vielleicht sind ein paar von uns jung, schön und faszinierend genug, um sich vorzustellen, dass man sie auch ausgewählt hätte, aber der Rest von uns – mich eingeschlossen – haben eine eher empörte Reaktion auf das Ganze, was sehr verständlich ist.
Das Letzte, was ich zur Zeit gebrauchen kann, ist es, noch mehr bestätigt zu werden, dass eine Frau nur so wertvoll ist, wie sie auch schön ist. Oder noch schlimmer, dass sie nur so wertvoll ist, wie sie auch sinnlich ist. Es ist sogar so, dass ich nicht wüsste, ob ich überhaupt weiter machen wollte, wenn ich nicht wüsste, was in dieser Geschichte und diesem Studium noch passieren würde. Bekommen wir nicht von der Welt sowieso schon genug von diesem Druck zu spüren? Wer braucht so etwas dann auch noch von einem Bibelstudium?
Bleib dran. Denn es scheint so, als ob das Buch Ester alte Wunden aufreißen würde, die uns unsere Kultur zugefügt hat, aber ich glaube, dass Gott das Buch auch dazu benutzen möchte, um diese Wunden zu reinigen, damit sie heilen können. Wir werden langsam anfangen zu sehen, dass es viel mehr als nur Schönheit war, was Ester zur Hauptperson unserer Geschichte gemacht hat. Lies bitte Ester 2, 5-9. Von dem ersten Seminar wirst du wahr-scheinlich noch wissen, dass wir schon die Verse 5-7 besprochen haben. Daher werden wir die folgende Frage mit der Hilfe dieser Verse beantworten, aber die Kommentare von heute werden sich auf die Verse danach beschränken.
Hauptfrage:
Schreib am Rand alles auf, was die Verse 5-7 uns über Mordechai und Ester erzählen.
Mordechai
Ester
Du hast nun die perfekte Möglichkeit, um zumindest eine “Rettung” in der PURIM-Liste einzutragen. In Ester 2,8 lernen wir, dass der Vorschlag von Xerxes Diener in einen königlichen Erlass um-gewandelt wurde, der im ganzen Reich verbreitet wurde.
Nimm dies nicht auf die leichte Schulter. Stell dir die Reaktionen auf diese Nachricht vor, während sie sich in den ganzen Provinzen verbreitete. Ganz zu schweigenvon den Reaktionen bei dem Anblick, den die ganzen Mädchen gegeben haben, die in ihrer besten Kleidung von den Beauftragten entweder eingesammelt wurden, weil sie schön genug waren, oder wieder weggeschickt wurden, weil sie es nicht waren. Der Gedanke geht mir unter die Haut.
Es ist eine Sache, sich zu einem Schönheitswettbewerb anzumelden, aber zu einem gezwungen zu werden, ist was ganz Anderes. Die Szene, die sich hier bot, war nicht wie die Szene aus dem Märchen, in dem der Prinz durch das ganze Land eilt, um die Frau zu finden, der der Glasschuh passte. Diese ähnelte eher einer Rinderschau, wo die besten der besten Tiere gezeigt werden. Soviel wir wissen, könnte es sogar sein, dass die Beauftragten auch die Zähne der Mädchen begutachtet haben, wie man es vor dem Kauf eines Pferdes macht. Trotzdem waren die meisten der Mädchen wahrscheinlich ganz in der Romantik und dem Glanz der ganzen Sache wie in einem Traum gefangen.
Was könnten ein paar positive Reaktionen gewesen sein, als man die ganzen Schönheiten sammelte?
Was denkst du, waren die negativen Dinge an der ganzen Geschichte?
“Viele Mädchen wurden in die Burg Susa zusammengebracht.” Keine persönliche Anmeldung. Keine Genehmigung der Eltern benötigt. Die große Anzahl von Mädchen wurde wie eine Herde fetter Kühe nach Susa getrieben, ohne Widerrede. Sie wurden einfach gefangen genommen, genauso wie die Juden so viele Jahre vorher ins Exil geführt worden waren, auch wenn manche vielleicht so töricht waren, darüber auch noch glücklich zu sein.
Viele der Mädchen und ihre Familien waren wahrscheinlich begeistert. Was könnte sich schließlich ein kleines Mädchen mehr wünschen, als Königin zu sein? Denk aber einmal über die Paare nach, die verlobt waren, oder die Panik, die manche Eltern bekamen, als sie sich vorstellten, dass ihr Tochter genauso leicht austauschbar sein konnte wie Wasti. Viele von ihnen würden ihre Jungfräulichkeit nicht nur durch einen Mann verlieren, der sie nie wieder zu sich kommen lassen würde, sondern sie würden auch jede Chance verlieren, jemals eine eigene normale Familie zu haben. Es tut mir leid, aber das ist die Wahrheit.
Da wundert es einen nicht, dass die Kommentatorin Joyce Baldwin die Situation der Mädchen “mehr als die einer Witwe beschreibt als die einer Ehe”. 4 Baldwin beschreibt auch die andere Seite der Medaille: “Das Ansehen, das man dadurch erlangt, dass man im Palast lebte, war nur eine kleine Entschädigung dafür, dass man von dem König vergessen wurde, aber Mädchen mit einer Leidenschaft für Luxus, konnten diese in vollem Masse ausleben.” 5 Fox sagt, dass die Mädchen in “einer vornehmen aber sinnlosen Gefangenschaft” 6 lebten. Er beschreibt auch andere Ereignisse, die Chancengleichheit auf ungerechte Behandlung bieten: “am bedrückendsten ist es, dass ihr eigener Wille, was auch immer er sein möge, keine Rolle spielt …. Sie werden einfach herumgereicht, von Zuhause, in den Harem, in das Bett des Königs. Ihr Körper gehört jemand anderem, sogar so vollkommen, dass dies noch nicht einmal als Zwang dargestellt wird. Aber nicht nur Mädchen wurden auf diese Weise behandelt. Herodot (III 92) berichtet davon, dass jedes Jahr 500 Jungen aus Babylonien und Assyrien genommen wurden, und sie für den Dienst am persischen Höfe kastriert wurden. Die Sexualität von allen, nicht nur die der Frauen, stand dem König frei zur Verfügung. Die Brutalität des Systems war in dieser Hinsicht also nicht das, was wir als sexistisch beschreiben würden.” 7
Alle von uns, die Jesus persönlich kennen, leben sowieso unter einer göttlichen Herrschaft, in der wir sowieso alle Prinzessinnen sein werden.
Das nenn ich mal einen königlichen Rechtsanspruch! Was dachten der König und seine Beauftragten eigentlich, wer sie sind? Atme einfach erleichtert auf, dass wir unter einem demokratischen System leben, in dem jeder bestimmte, unveräußerliche Rechte hat. Alle von uns, die Jesus persönlich kennen, leben sowieso unter einer göttlichen Herrschaft, in der wir alle Prinzessinnen sein werden. Nun lasst uns mal nachschauen, was passierte, als die Mädchen in Susa ankamen.
Wer war Hegai? Sieh in Ester 2, 3 + 8-9 nach.
Was waren ein paar seiner offensichtlichen Aufgaben?
Was uns deutlich erleichtern wird, ist es, dass Hegai keine böse Rolle in unserer Geschichte spielt. Seine wichtigste Rolle in der Handlung ist seine Beziehung zu Ester – ein jüdisches Mädchen, das in einem persischen Harem gelandet ist, und dadurch dazu gezwungen wurde, noch einmal ein Elternteil zu verlieren. Ester 2,9 bietet uns zwei Schlüssel an, mit deren Hilfe wir all das entschlüsseln können, was unter ihrer Schönheit verborgen liegt. “Und das Mädchen gefiel ihm und erlangte Gnade vor ihm.” Umkreise die Worte “gefiel ihm” und “erlangte Gnade” (oder auch Gunst); und denke dann einmal über deren Bedeutung nach.
Die Tatsache, das Ester dem Eunuchen gefiel, spricht Bände darüber, wie Ester war, nicht über ihre Sinnlichkeit, sondern über ihre gewinnende Art. Er sah etwas tieferes als ihre physikalische Anziehungskraft. Die Bereitschaft des Eunuchen, sich zu beeilen, und Esters Chancen, ausgewählt zu werden, zu vergrößern, beschreibt genau, was der Text auch noch in Ester 2,9 sagt: Sie erlangte Gnade vor ihm.
Schau genau hin, denn die Beschreibung von Ester mit diesen Worten wird sehr wichtig sein. Wenn wir in Ester 2, 9 lesen, dass sie die “Gnade (des Eunuchen) erlangte”, sagt das Hebräische an dieser Stelle, dass Ester Hegai erfreute und seine Güte “erwarb” oder “nahm”. 8 Schreibe die Worte erwerben und nehmen am Rand auf und denke über den Rest des Zitates nach: “Dieser Ausdruck (der nur im Buch Ester vorkommt) beinhaltet einen Form von etwas Aktivem, wie es in der Form Güte “erwerben” deutlicher wird als in dem üblichen Ausdruck “Güte finden”. Güte erwerben ist etwas, was sie tut, und nicht etwas, was andere ihr geben.” 9 Lasst uns dieses Konzept noch weiter untermauern.
Beschreibe den Unterschied, den du zwischen Güte “finden” und Güte “erwerben” siehst.
Ester hat sich weder in einer Ecke zusammengekauert und dann Hegais Gunst erfahren, noch hat sie sich so in der Gruppe der Mädchen verloren, so dass seine Gunst auf der Suche nach ihr verloren gegangen ist. Etwas strahlte von ihr aus, das aktiv und offensichtlich war, so dass sie die Gunst von Hegai erwarb.
Was denkst du, war es?
Inmitten der ganzen Sachen, die du gerade erwähnt hast, ist auch die Tatsache, dass Ester die Fähigkeit hatte, mit Menschen umzugehen. Unterschätze niemals den Einfluss, den man durch eine soziale Kompetenz auch in den unbequemsten Begegnungen haben kann. Eine soziale Kompetent, die von Gott angetrieben und durch das Lesen der Bibel angeregt wurde. Trotz der Missbilligung von den unerträglichen Religiösen, die immer nur finster dreinschauen, müssen wir weder weltlich sein, um gemocht zu werden, noch unaufrichtig, um gewinnend zu sein. Wir können Gott lieben und immer noch von Menschen gemocht werden.
Unser Studium von Ester ist nicht dafür da, um uns beizubringen, wie wir Menschen bearbeiten können, sondern wie wir gut mit Menschen arbeiten können. Es ist auch nicht das einzige Buch der Bibel, das dazu geeignet ist. Das Buch der Sprüche ist eine ganze Ansammlung von Anleitungen für menschliche Interaktionen.
Wie beschreiben diese Verse die Fähigkeit, gut mit Menschen umgehen zu können?
Sprüche 16, 21 + 23
Sprüche 29, 11
Das Konzept von Weisheit beinhaltet sowohl im Alten als auch im Neuen Testament die Fähigkeit, gut mit Menschen umgehen zu können. Diese Fähigkeit wird von Erkenntnis, Urteilsvermögen, Besonnenheit und Diplomatie, die alle von Gott kommen, genährt. Der vielleicht beste Weg, diese Fähigkeit mit der Bibel zu definieren, ist dieser: göttliche Weisheit, die durch Beziehungen widergespiegelt wird. In Lukas 2,52 wird dies in dem Leben von Jesus Christus gezeigt, der unserer ultimatives Beispiel ist.
Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gunst bei Gott und Menschen.
Lukas 2, 52
Was Christus in Perfektion besaß, musste Ester zumindest zum Teil besessen haben. Von dem ersten Eindruck an, den wir von Ester bekommen, fällt ihr ein Gefallen nach dem anderen zu. Könnte der Schlüssel zu dem Ganzen etwa sein, dass sie diese niemals gefordert hat? Etwas war dafür verantwortlich, dass sie in der Menge von hunderten von schöner, verwöhnter Mädchen, die alle versuchten, die Schönste zu sein, auffiel.
Ich weiß nicht wie es dir geht, aber wenn ich an Hegais Stelle gewesen wäre, wäre es mir wesentlich einfacher gefallen, jemanden, der demütig und freundlich ist, meine Aufmerksamkeit zu schenken, und ihr mehr zu helfen. Und dies wäre erst Recht der Fall, wenn dieses Mädchen es nicht lautstark einforderte. Wenn wir uns weiterhin das Bild ansehen, dass uns die Bibel von Ester gibt, werden wir mehr und mehr davon überzeugt sein, dass – wenn ich mal einen eher altmodischen Begriff benutzen darf – ihre Manieren ein wichtiger Grund dafür waren, dass sie gut bei den Menschen ankam.
Wie würdest du den Begriff “Manieren” für dich definieren?
Was sind ein paar Begriffe, die das Gegenteil beschreiben?
Manieren. Wichtiger als zu definieren, was das ist, glaube ich, ist es, dass Gott unsere Gunst bei anderen Menschen vergrößern kann, indem er sie verbessert. Gesellschaftliche Umgangsformen werden in unseren Gesellschaft, in der sich jeder durchsetzten will und alle sagen, was sie denken, immer mehr zu einer aussterbenden Kunst, wobei doch so Vieles besser ungesagt – und auf jeden Fall ungehört – bleiben sollte. Dass wir in einer solch unhöflichen Gesellschaft leben, hat etwas Positives: eine Frau mit guten Manieren, auch wenn dies nur heißt, dass sie Leute einander vorstellen oder eine gute Gastgeberin sein kann (mehr dazu in Ester 5), wird hervorstechen, wie ein Diamant in einer Kiste mit Kohle. Gott kann ihr Gunst gewähren, die eine Frau, die eine ganze Wand mit ihren Auszeichnungen behängen kann, vielleicht niemals erreichen kann.
Auf den Seiten des Buches Ester finden du und ich eine inspirierte und eingravierte Einladung zu einem Leben voll reiner und unbefleckter Gnade. Meine Mutter hat mir immer gesagt, dass Mädchen mit Manieren immer ohne Umschweife auf eine Einladung antworten.
Bitte antworte ohne Umschweife mit Ja