BABYLON war gefallen. Innerhalb weniger Stunden war es mit dem Jahrhunderte währenden Glanz dieser Weltmacht vorbei. Eine neue Ära brach an: die der Meder und Perser. Als Nachfolger auf dem Thron Belsazars stand Darius, der Meder, nun vor der Aufgabe, sein ausgedehntes Reich zu organisieren.
2Eine der ersten Amtshandlungen des Darius war die Einsetzung von 120 Satrapen. Für diese Stellung wurden, wie man vermutet, bisweilen Verwandte des Königs ausgewählt. Schließlich regierte ein Satrap in einem mehr oder minder großen Verwaltungsbezirk des Reiches (Daniel 6:1). Zu seinen Aufgaben gehörte es, Steuern einzuziehen und dem Königshof den Tribut zu übersenden. Die Satrapen unterstanden zwar einer regelmäßigen Kontrolle durch einen Vertreter des Königs, hatten aber beträchtliche Befugnisse. Der Titel Satrap bedeutete „Reichsbeschützer“. In seiner Provinz galt der Satrap als Vasallenkönig, dem lediglich die Macht eines Souveräns fehlte.
3Welche Rolle spielte Daniel in dieser neuen staatlichen Einrichtung? Würde Darius, der Meder, diesen betagten jüdischen Propheten, der immerhin schon in den Neunzigern war, in den Ruhestand versetzen? Keineswegs! Darius wußte zweifellos, daß Daniel den Sturz Babylons genau vorhergesagt hatte, was übermenschliches Verständnis voraussetzte. Außerdem verfügte Daniel über jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit den unterschiedlichsten Gruppen von Gefangenen in Babylon. Darius lag daran, mit den neu unterworfenen Untertanen friedliche Beziehungen zu pflegen. Daher wünschte er sich bestimmt als Berater jemand mit der Weisheit und Erfahrung Daniels. Welche Stellung käme für den Betreffenden in Frage?
4Es wäre schon erstaunlich genug gewesen, wenn Darius den Exiljuden Daniel zum Satrapen ernannt hätte. Doch man stelle sich vor, welche Aufregung herrschte, als Darius seine Entscheidung bekanntgab, Daniel als einen der drei hohen Beamten einzusetzen, die die Satrapen zu beaufsichtigen hatten! Und dazu kam, daß Daniel ‘sich beständig auszeichnete’ und sich, verglichen mit den anderen hohen Beamten, als überlegen erwies. Ja, man erkannte, daß „ein außergewöhnlicher Geist“ in ihm war. Darius beabsichtigte sogar, ihm die Stellung des ersten Ministers zu übertragen (Daniel 6:2, 3).
5Die anderen hohen Beamten und die Satrapen müssen geradezu vor Wut gekocht haben. Sie konnten sich einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, daß Daniel — der weder ein Meder noch ein Perser war, noch ein Mitglied der königlichen Familie — eine ihnen übergeordnete Autoritätsstellung bekleiden sollte. Wie konnte Darius einen Fremden in eine so bedeutende Position erhöhen und dabei seine eigenen Landsleute, ja selbst seine Familienangehörigen übergehen? Diese Entscheidung muß ihnen unfair erschienen sein. Außerdem sahen die Satrapen in Daniels Rechtschaffenheit offensichtlich eine Gefahr für die bei ihnen übliche Korruption und Bereicherung durch Amtsmißbrauch. Aber weder die hohen Beamten noch die Satrapen wagten es, sich dieserhalb an Darius zu wenden. Schließlich stand Daniel bei ihm in hohem Ansehen.
6Daher verschworen sich diese neidischen Politiker untereinander. Sie suchten „einen Vorwand gegen Daniel hinsichtlich des Königreiches zu finden“. Vielleicht gäbe es irgend etwas an seiner Amtsführung auszusetzen? War er unehrlich? Die hohen Beamten und die Satrapen konnten bei der Erfüllung seiner Aufgaben keinerlei Nachlässigkeit und Korruption entdecken. Sie kamen zu dem Ergebnis: „Wir werden an diesem Daniel überhaupt keinen Vorwand finden, es sei denn, wir müssen ihn im Gesetz seines Gottes gegen ihn finden.“ Und so schmiedeten diese verschlagenen Männer ein Komplott. Sie dachten, Daniel dadurch ein für allemal ausschalten zu können (Daniel 6:4, 5).
DIEAUSFÜHRUNGEINESMORDPLANS
7Eine Gruppe von hohen Beamten und Satrapen wurde bei Darius vorstellig, ja ‘sie drängten sich zu ihm hinein’. Dieser aramäische Ausdruck hat den Sinn von „lärmender Bewegung“. Anscheinend taten diese Männer so, als hätten sie Darius etwas ungemein Dringendes vorzutragen. Womöglich sagten sie sich, er werde ihrem Vorschlag wahrscheinlich mit weniger Skepsis begegnen, wenn sie ihn mit Überzeugung unterbreiteten und als etwas, was sofortiges Handeln erforderte. Daher erklärten sie ohne Umschweife: „Alle hohen Beamten des Königreiches, die Präfekten und die Satrapen, die hohen königlichen Beamten und die Statthalter, haben sich zusammen beraten, eine königliche Satzung aufzustellen und ein Verbot in Kraft zu setzen, daß, wer immer im Laufe von dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen stellt außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden sollte“ (Daniel 6:6, 7).
8Wie Geschichtsberichte belegen, war es üblich, mesopotamische Könige als Götter zu betrachten und zu verehren. Daher fühlte sich Darius durch diesen Vorschlag zweifellos geschmeichelt. Vielleicht erkannte er auch eine recht praktische Seite darin. Bedenken wir, daß er für die Bewohner Babylons ein Ausländer war, der noch nicht lange dort lebte. Durch dieses neue Gesetz würde er sich als König etablieren, und die vielen Bewohner Babylons würden angeregt, dem neuen Regime offen ihre Loyalität und Unterstützung zu bezeugen. Die hohen Beamten und die Satrapen hatten aber bei dem Gesetzesvorschlag nicht etwa das Wohl des Königs im Auge. Ihr wahres Motiv bestand darin, Daniel eine Falle zu stellen, denn sie wußten von seiner Gewohnheit, täglich dreimal vor den offenen Fenstern seines Dachgemachs zu seinem Gott zu beten.
9Stellte diese Einschränkung in bezug auf das Gebet für alle religiösen Gruppen in Babylon eine Schwierigkeit dar? Nein, nicht unbedingt, und zwar besonders deshalb nicht, weil das Verbot nur einen Monat galt. Außerdem hielten es wohl nur wenige Nichtjuden für einen Kompromiß, wenn sie eine Zeitlang einem Menschen kultische Verehrung darbrachten. Ein Bibelgelehrter bemerkt: „Die Königsverehrung brachte für die götzendienerischste der Nationen keine fremdartigen Forderungen mit sich; und daher kamen die Babylonier, als sie aufgerufen wurden, dem Eroberer — Darius, dem Meder — die einem Gott zustehende Ehre zu erweisen, bereitwillig dieser Forderung nach. Nur der Jude widersetzte sich einer solchen Forderung.“
10Jedenfalls wurde Darius von seinen Besuchern dazu gedrängt, „die Satzung auf[zu]stellen und die Schrift [zu] unterzeichnen, damit sie nicht geändert werde, nach dem Gesetz der Meder und Perser, das nicht aufgehoben wird“ (Daniel 6:8). Im alten Orient galt der Wille eines Königs häufig als etwas Absolutes. Dadurch konnte sich die Vorstellung halten, er sei unfehlbar. Selbst ein Gesetz, das zum Tod unschuldiger Menschen führen konnte, mußte in Kraft bleiben.
11Ohne an Daniel zu denken, unterzeichnete Darius den Erlaß (Daniel 6:9). Damit unterschrieb er unwissentlich das Todesurteil für seinen wertvollsten Beamten. Ja, Daniel sollte von diesem Erlaß mit Sicherheit nicht unberührt bleiben.
DARIUSZURVERURTEILUNGGEZWUNGEN
12Daniel erfuhr zweifellos sehr bald von dem Gesetz über die Einschränkung des Gebets. Daraufhin begab er sich in sein Haus und betrat sein Dachgemach, wo die Fenster nach Jerusalem hin offen waren. Dort begann Daniel zu Gott zu beten, „wie er es zuvor regelmäßig getan hatte“. Vielleicht dachte er, er sei allein, aber die Verschwörer beobachteten ihn. Plötzlich ‘drängten sie sich hinein’ — zweifellos genauso erregt, wie sie sich an Darius gewandt hatten. Nun sahen sie mit eigenen Augen Daniel „bittend und um Gunst flehend vor seinem Gott“ (Daniel 6:10, 11). Damit hatten die hohen Beamten und die Satrapen die nötigen Beweise in der Hand, um Daniel vor dem König anklagen zu können.
13In ihrer Verschlagenheit fragten Daniels Feinde Darius: „Gibt es nicht ein Verbot, das du unterzeichnet hast, daß irgendein Mensch, der im Laufe von dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen richtet, außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden sollte?“ Darius antwortete: „Die Sache steht fest nach dem Gesetz der Meder und Perser, das nicht aufgehoben wird.“ Jetzt kamen die Verschwörer schnell zur Sache. „Daniel, der von den Weggeführten aus Juda ist, hat dir keine Beachtung geschenkt, o König, noch dem Verbot, das du unterzeichnet hast, sondern dreimal am Tag äußert er seine Bitte“ (Daniel 6:12, 13).
14Bezeichnenderweise sprachen die hohen Beamten und die Satrapen von Daniel als jemandem „von den Weggeführten aus Juda“. Damit wollten sie offensichtlich betonen, dieser Daniel, den Darius in eine solch prominente Stellung erhoben hatte, sei in Wirklichkeit nichts anderes als ein jüdischer Sklave. Als solcher stand er ihrer Meinung nach bestimmt nicht über dem Gesetz — ungeachtet dessen, wie der König über ihn dachte.
15Möglicherweise rechneten die hohen Beamten und die Satrapen damit, für ihre raffinierte Detektivarbeit vom König belohnt zu werden. Wenn dies der Fall war, sollten sie eine Überraschung erleben. Darius war über die Nachricht, die sie ihm überbrachten, tief betrübt. Statt über Daniel erzürnt zu sein oder ihn sogleich der Löwengrube zu übergeben, bemühte sich Darius den Rest des Tages, ihn davor zu bewahren. Doch umsonst. Schon bald kehrten die Verschwörer zurück und verlangten skrupellos Daniels Blut (Daniel 6:14, 15).
16Darius hatte nach seiner Auffassung keine andere Wahl. Er konnte weder das Gesetz aufheben noch Daniels „Übertretung“ entschuldigen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Daniel zu erklären: „Dein Gott, dem du mit Beharrlichkeit dienst, er selbst wird dich befreien.“ Allem Anschein nach achtete Darius den Gott Daniels. Schließlich hatte Jehova Daniel befähigt, den Sturz Babylons vorauszusagen. Er hatte Daniel auch einen „außergewöhnlichen Geist“ gegeben, der ihn von den anderen hohen Beamten unterschied. Vielleicht war Darius bekannt, daß derselbe Gott Jahrzehnte zuvor drei junge Hebräer aus einem Feuerofen befreit hatte. Wahrscheinlich hoffte der König, Jehova werde Daniel jetzt ebenfalls befreien, da es ihm, Darius, nicht möglich war, das Gesetz, das er unterzeichnet hatte, aufzuheben. Somit warf man Daniel in die Löwengrube. „Und ein Stein wurde gebracht und auf die Öffnung der Grube gelegt, und der König versiegelte ihn mit seinem Siegelring und mit dem Siegelring seiner Großen, damit im Fall Daniels nichts geändert werde“ (Daniel 6:16, 17).
EINEDRAMATISCHEWENDEDEREREIGNISSE
17Niedergeschlagen kehrte Darius in seinen Palast zurück. Man ließ keine Musiker zu ihm kommen, denn ihm stand der Sinn ganz und gar nicht nach Vergnügen. Statt dessen lag er die ganze Nacht hindurch wach und fastete. „Sein Schlaf selbst floh ihn.“ In der Morgendämmerung eilte er zur Löwengrube. Mit trauriger Stimme rief er: „O Daniel, Diener des lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du mit Beharrlichkeit dienst, dich von den Löwen befreien können?“ (Daniel 6:18-20). Wie erstaunt und zugleich erleichtert er doch war, eine Antwort zu vernehmen!
18„O König, lebe weiterhin, ja auf unabsehbare Zeiten!“ Mit diesem ehrerbietigen Gruß zeigte Daniel, daß er dem König gegenüber keine feindseligen Gefühle hegte. Er wußte, daß die Verfolgung in Wirklichkeit nicht von Darius ausgegangen war, sondern von den neidischen hohen Beamten und Satrapen. (Vergleiche Matthäus 5:44; Apostelgeschichte 7:60.) Weiter sagte Daniel: „Mein eigener Gott hat seinen Engel gesandt und das Maul der Löwen verschlossen, und sie haben mich nicht ins Verderben gebracht, da ja vor ihm Unschuld selbst an mir gefunden wurde; und auch vor dir, o König, habe ich keine verletzende Handlung begangen“ (Daniel 6:21, 22).
19Wie diese Worte das Gewissen des Darius beunruhigt haben müssen! Er wußte von vornherein, daß sich Daniel nichts hatte zuschulden kommen lassen, was es gerechtfertigt hätte, ihn in die Löwengrube zu werfen. Für Darius stand es völlig außer Frage, daß sich die hohen Beamten und die Satrapen verschworen hatten, Daniel zu Tode bringen zu lassen, und daß sie ihn, den König, entsprechend manipuliert hatten, damit sie ihre selbstsüchtigen Ziele erreichen konnten. Dadurch, daß sie betont hatten, „alle hohen Beamten des Königreiches“ hätten empfohlen, den Erlaß in Kraft zu setzen, erweckten sie den Eindruck, auch Daniel sei dieserhalb konsultiert worden. Diese verschlagenen Männer sollten es noch mit Darius zu tun bekommen! Doch zunächst befahl er, Daniel aus der Löwengrube herauszuholen. Dieser hatte durch ein Wunder keinen einzigen Kratzer abbekommen (Daniel 6:23).
20Jetzt, da Daniel in Sicherheit war, gab es für Darius etwas anderes zu tun. „Der König gebot, und man brachte jene kräftigen Männer, die Daniel angeklagt hatten, und in die Löwengrube warf man sie, ihre Söhne und ihre Frauen; und sie hatten den Boden der Grube noch nicht erreicht, als die Löwen sich schon ihrer bemächtigten, und all ihre Gebeine zermalmten sie“ (Daniel 6:24).
21Nicht nur die Verschwörer, sondern auch deren Frauen und Kinder zu töten erscheint vielleicht übertrieben hart. Dagegen hieß es in dem Gesetz, das Gott durch den Propheten Moses gegeben hatte: „Väter sollten nicht wegen der Kinder zu Tode gebracht werden, und Kinder sollten nicht wegen der Väter zu Tode gebracht werden. Jeder sollte wegen seiner eigenen Sünde zu Tode gebracht werden“ (5. Mose 24:16). In einigen Kulturkreisen des Altertums war es indes nicht unüblich, im Falle eines Schwerverbrechens Familienangehörige zusammen mit dem Übeltäter hinzurichten. Möglicherweise sollte dadurch ausgeschlossen werden, daß sich die Angehörigen später rächten. Aber dieses Vorgehen gegen die Familien der hohen Beamten und der Satrapen war mit Sicherheit nicht Daniel zuzuschreiben. Wahrscheinlich war er betrübt wegen des Unheils, das diese niederträchtigen Männer über ihre Familien gebracht hatten.
22Die hohen Beamten und die Satrapen, die gegen Daniel intrigiert hatten, waren nun tot. Jetzt ließ Darius folgenden Aufruf ergehen: „Von mir aus ist ein Befehl erlassen worden, daß in jeder Herrschaft meines Königreiches die Menschen beben und sich vor dem Gott Daniels fürchten sollen. Denn er ist der lebendige Gott und besteht auf unabsehbare Zeiten, und sein Königreich ist eines, das nicht zugrunde gerichtet werden wird, und seine Herrschaft währt immerdar. Er rettet und befreit und vollbringt Zeichen und Wunder in den Himmeln und auf der Erde, denn er hat Daniel von der Tatze der Löwen befreit“ (Daniel 6:25-27).
GOTTBEHARRLICHDIENEN
23Daniel ist für alle Diener Gottes von heute ein hervorragendes Beispiel. Er führte stets einen tadellosen Lebenswandel. Was seine weltliche Arbeit betraf, wurde ihm bezeugt, daß er „vertrauenswürdig war und sich an ihm überhaupt keine Nachlässigkeit und gar nichts Korruptes fand“ (Daniel 6:4). Auch ein Christ sollte sich an seiner Arbeitsstelle durch Fleiß auszeichnen. Das bedeutet nicht, gnadenlos vorzugehen und auf materiellen Wohlstand auszusein oder auf Kosten anderer Karriere zu machen (1. Timotheus 6:10). Die Bibel verlangt von einem Christen, seine weltlichen Verpflichtungen ehrlich und mit ganzer Seele zu erfüllen „als für Jehova“ (Kolosser 3:22, 23; Titus 2:7, 8; Hebräer 13:18).
24In bezug auf die Anbetung ging Daniel keine Kompromisse ein. Seine Gewohnheit zu beten war öffentlich bekannt. Die hohen Beamten und die Satrapen wußten zudem, daß er seine Anbetung ernst nahm. Ja, sie waren sogar überzeugt, daß er selbst dann an seiner Gewohnheit festhielte, wenn dies durch Gesetz verboten wäre. Welch ein vortreffliches Beispiel für Christen von heute! Auch sie stehen in dem Ruf, daß sie die Anbetung Gottes an die erste Stelle setzen (Matthäus 6:33). Diese Tatsache sollte für Beobachter ohne weiteres zu erkennen sein, denn Jesus gebot seinen Nachfolgern: „Laßt euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure vortrefflichen Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen“ (Matthäus 5:16).
25Manch einer sagt vielleicht, Daniel hätte der Verfolgung entgehen können, wenn er während der 30 Tage Jehova im geheimen angebetet hätte. Schließlich ist es nicht nötig, eine bestimmte Haltung oder Stellung einzunehmen, damit man von Gott erhört wird. Er kann sogar das Sinnen des Herzens erkennen (Psalm 19:14). Doch in Daniels Augen kam jede Änderung seiner Gewohnheit einem Kompromiß gleich. Warum?
26Daniels Gewohnheit zu beten war hinlänglich bekannt. Was hätten daher andere wohl gedacht, wenn er plötzlich damit aufgehört hätte? Beobachter hätten ohne weiteres zu dem Schluß kommen können, Daniel fürchte Menschen und der Erlaß des Königs habe das Gesetz Jehovas aufgehoben (Psalm 118:6). Aber Daniel zeigte durch sein Verhalten, daß seine ausschließliche Ergebenheit Jehova galt (5. Mose 6:14, 15; Jesaja 42:8). Er verachtete weder in respektloser Weise das Gesetz des Königs, noch ließ er sich einschüchtern und ging einen Kompromiß ein. Daniel betete einfach weiterhin in seinem Dachgemach, „wie er es zuvor regelmäßig getan hatte“, vor dem Erlaß des Königs.
27Von dem Beispiel, das Daniel gab, können Christen heute etwas lernen. Sie sind „den obrigkeitlichen Gewalten untertan“, indem sie sich an die Gesetze des Landes halten, in dem sie leben (Römer 13:1). Wenn jedoch die von Menschen erlassenen Gesetze den Gesetzen Gottes widersprechen, nehmen Jehovas Diener denselben Standpunkt ein wie die Apostel Jesu, die freimütig erklärten: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5:29). Dadurch stiften Christen nicht zum Aufruhr oder zur Rebellion an. Sie sind einfach bemüht, mit allen Menschen in Frieden zu leben, damit sie „weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen können in völliger Gottergebenheit“ (1. Timotheus 2:1, 2; Römer 12:18).
28Zweimal stellte Darius fest, daß Daniel Gott „mit Beharrlichkeit“ diente (Daniel 6:16, 20). Das aramäische Wurzelwort des Ausdrucks, der mit „Beharrlichkeit“ übersetzt wurde, bedeutet „kreisen“. Damit wird ein fortdauernder Kreislauf angedeutet oder etwas Beständiges. Von solcher Art war Daniels Lauterkeit. Sie entsprach einem vorhersehbaren Muster. Es war keine Frage, wie Daniel in Prüfungen — ganz gleich, ob in großen oder kleinen — handeln würde. Er ging weiter den Weg, den er bereits jahrzehntelang gegangen war, den Weg der Loyalität und Treue Jehova gegenüber.
29Gottes heutige Diener möchten genauso handeln wie Daniel. Der Apostel Paulus riet allen Christen, das Beispiel gottesfürchtiger Menschen in alter Zeit zu betrachten, Menschen, die durch Glauben „Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten“ und „der Löwen Rachen verstopften“, was offensichtlich eine Bezugnahme auf Daniel ist. Als Diener Jehovas sollten wir heute den Glauben und die Beharrlichkeit eines Daniel bekunden und „in dem vor uns liegenden Wettlauf mit Ausharren laufen“ (Hebräer 11:32, 33; 12:1).
BABYLON had fallen! Its century-long splendor as a world power had been snuffed out in just a few hours. A new era was beginning—that of the Medes and the Persians. As successor to Belshazzar’s throne, Darius the Mede now faced the challenge of organizing his expanded empire.
2 One of the first tasks undertaken by Darius was to appoint 120 satraps. It is believed that those who served in this capacity were sometimes selected from among the king’s relatives. In any event, each satrap governed a major district or a smaller subdivision of the empire. (Daniel 6:1) His duties included collecting taxes and remitting the tribute to the royal court. Though subject to periodic scrutiny by a visiting representative of the king, the satrap had considerable authority. His title meant “protector of the Kingdom.” In his province the satrap was regarded as a vassal king, with all but sovereign power.
3 Where would Daniel fit into this new arrangement? Would Darius the Mede retire this aged Jewish prophet who was now in his nineties? By no means! Darius no doubt realized that Daniel had accurately foretold the downfall of Babylon and that such a prediction required superhuman discernment. In addition, Daniel had decades of experience in dealing with the varied captive communities in Babylon. Darius was intent on keeping peaceful relations with his newly conquered subjects. Therefore, he would certainly want someone with Daniel’s wisdom and experience close to the throne. In what capacity?
4 It would have been startling enough if Darius had appointed the Jewish exile Daniel to be a satrap. But just imagine the commotion when Darius announced his decision to make Daniel one of the three high officials who would oversee the satraps! Not only that but Daniel was “steadily distinguishing himself,” proving himself superior to his fellow high officials. Indeed, “an extraordinary spirit” was found in him. Darius was even intent upon giving him the position of prime minister.—Daniel 6:2, 3.
5 The other high officials and the satraps must have been seething with anger. Why, they could not stand the thought of having Daniel—who was neither Mede nor Persian nor a member of the royal family—in a position of authority over them! How could Darius elevate a foreigner to such prominence, bypassing his own countrymen, even his own family? Such a maneuver must have seemed unfair. Moreover, the satraps evidently viewed Daniel’s integrity as an unwelcome restraint against their own practices of graft and corruption. Yet, the high officials and satraps did not dare to approach Darius about the matter. After all, Darius held Daniel in high esteem.
6 So these jealous politicians conspired among themselves. They tried “to find some pretext against Daniel respecting the kingdom.” Could anything be amiss about the way he handled his responsibilities? Was he dishonest? The high officials and satraps could find no negligence or corruption whatsoever in the way that Daniel handled his duties. “We shall find in this Daniel no pretext at all,” they reasoned, “except we have to find it against him in the law of his God.” And so it was that these devious men hatched a plot. They thought it would finish Daniel off once and for all.—Daniel 6:4, 5.
AMURDEROUSPLOTSETINMOTION
7 Darius was approached by an entourage of high officials and satraps who “entered as a throng.” The Aramaic expression here carries the idea of a thunderous commotion. Apparently, these men made it appear that they had a matter of great urgency to present to Darius. They may have reasoned that he would be less likely to question their proposal if they presented it with conviction and as something that required immediate action. Hence, they came right to the point, saying: “All the high officials of the kingdom, the prefects and the satraps, the high royal officers and the governors, have taken counsel together to establish a royal statute and to enforce an interdict, that whoever makes a petition to any god or man for thirty days except to you, O king, should be thrown to the lions’ pit.”—Daniel 6:6, 7.
8 Historical records confirm that it was common for Mesopotamian kings to be viewed and worshiped as divine. So Darius undoubtedly was flattered by this proposal. He may also have seen a practical side to it. Remember, to those living in Babylon, Darius was a foreigner and a newcomer. This new law would serve to establish him as king, and it would encourage the multitudes living in Babylon to avow their loyalty and support to the new regime. In proposing the decree, though, the high officials and the satraps were not at all concerned about the king’s welfare. Their true motive was to entrap Daniel, for they knew that it was his custom to pray to God three times a day before the open windows of his roof chamber.
9 Would this restriction on prayer create a problem for all the religious communities in Babylon? Not necessarily, especially since the prohibition was to last only for a month. Furthermore, few non-Jews would view directing their worship to a human for a time as a compromise. One Bible scholar notes: “King-worship made no strange demands upon the most idolatrous of nations; and therefore the Babylonian when called upon to pay to the conqueror—Darius the Mede—the homage due to a god, readily acceded to the demand. It was the Jew alone who resented such a demand.”
10 In any event, Darius’ visitors urged him to “establish the statute and sign the writing, in order for it not to be changed, according to the law of the Medes and the Persians, which is not annulled.” (Daniel 6:8) In the ancient East, the will of a king was often regarded as absolute. This perpetuated the notion that he was infallible. Even a law that could cause the death of innocent people had to remain in effect!
11 Without thinking of Daniel, Darius signed the decree. (Daniel 6:9) In doing so, he unknowingly signed the death warrant of his most valued official. Yes, Daniel was sure to be affected by this edict.
DARIUSFORCEDTORENDERADVERSEJUDGMENT
12 Daniel soon became aware of the law restricting prayer. Immediately, he entered into his house and went to his roof chamber, where the windows were open toward Jerusalem. There Daniel began praying to God “as he had been regularly doing prior to this.” Daniel may have thought that he was alone, but the conspirators were watching him. Suddenly, they “crowded in,” no doubt in the same excited manner in which they had approached Darius. Now they were seeing it with their own eyes—Daniel was “petitioning and imploring favor before his God.” (Daniel 6:10, 11) The high officials and satraps had all the evidence they needed to accuse Daniel before the king.
13 Daniel’s enemies slyly asked Darius: “Is there not an interdict that you have signed that any man that asks a petition from any god or man for thirty days except from you, O king, he should be thrown to the lions’ pit?” Darius answered: “The matter is well established according to the law of the Medes and the Persians, which is not annulled.” Now the conspirators quickly got to the point. “Daniel, who is of the exiles of Judah, has paid no regard to you, O king, nor to the interdict that you signed, but three times in a day he is making his petition.”—Daniel 6:12, 13.
14 It is significant that the high officials and satraps referred to Daniel as being “of the exiles of Judah.” Evidently, they wanted to emphasize that this Daniel whom Darius had elevated to such prominence was in reality no more than a Jewish slave. They believed that as such, he was certainly not above the law—no matter how the king felt about him!
15 Perhaps the high officials and satraps expected the king to reward them for their astute detective work. If so, they were in for a surprise. Darius was sorely troubled by the news they brought him. Rather than becoming enraged at Daniel or immediately consigning him to the lions’ pit, Darius spent all day striving to deliver him. But his efforts proved futile. Before long, the conspirators returned, and in their shameless spirit, they demanded Daniel’s blood.—Daniel 6:14, 15.
16 Darius felt that he had no choice in the matter. The law could not be annulled, nor could Daniel’s “transgression” be pardoned. All that Darius could say to Daniel was “your God whom you are serving with constancy, he himself will rescue you.” Darius seemed to respect Daniel’s God. It was Jehovah who had given Daniel the ability to foretell the fall of Babylon. God had also given Daniel “an extraordinary spirit,” which distinguished him from the other high officials. Perhaps Darius was aware that decades earlier this same God had delivered three young Hebrews from a fiery furnace. Likely, the king hoped that Jehovah would now deliver Daniel, since Darius was unable to reverse the law he had signed. Hence, Daniel was thrown into the lions’ pit. Next, “a stone was brought and placed on the mouth of the pit, and the king sealed it with his signet ring and with the signet ring of his grandees, in order that nothing should be changed in the case of Daniel.”—Daniel 6:16, 17.
ADRAMATICTURNOFEVENTS
17 A dejected Darius returned to his palace. No musicians were brought in before him, for he was in no mood for entertainment. Instead, Darius lay awake the whole night, fasting. “His very sleep fled from him.” At dawn, Darius hastened to the lions’ pit. He cried out in a sad voice: “O Daniel, servant of the living God, has your God whom you are serving with constancy been able to rescue you from the lions?” (Daniel 6:18-20) To his amazement—and utter relief—there was an answer!
18 “O king, live on even to times indefinite.” With this respectful greeting, Daniel showed that he did not harbor feelings of animosity toward the king. He realized that the real source of his persecution was, not Darius, but the envious high officials and satraps. (Compare Matthew 5:44; Acts 7:60.) Daniel continued: “My own God sent his angel and shut the mouth of the lions, and they have not brought me to ruin, forasmuch as before him innocence itself was found in me; and also before you, O king, no hurtful act have I done.”—Daniel 6:21, 22.
19 How those words must have stung Darius’ conscience! He knew all along that Daniel had done nothing to merit being thrown into the lions’ pit. Darius was well aware that the high officials and satraps had conspired to have Daniel put to death and that they had manipulated the king to achieve their selfish ends. By their insisting that “all the high officials of the kingdom” had recommended the passing of the edict, they implied that Daniel too had been consulted in the matter. Darius would deal with these devious men later. First, however, he gave the command to have Daniel lifted out of the lions’ pit. Miraculously, Daniel had not suffered so much as a single scratch!—Daniel 6:23.
20 Now that Daniel was safe, Darius had other business to attend to. “The king commanded, and they brought these able-bodied men who had accused Daniel, and into the lions’ pit they threw them, their sons and their wives; and they had not reached the bottom of the pit before the lions had got the mastery over them, and all their bones they crushed.”—Daniel 6:24.
21 Putting to death not only the conspirators but also their wives and children may seem unreasonably harsh. In contrast, the Law that God gave through the prophet Moses stated: “Fathers should not be put to death on account of children, and children should not be put to death on account of fathers. Each one should be put to death for his own sin.” (Deuteronomy 24:16) Nevertheless, in some ancient cultures, it was not unusual for family members to be executed along with the wrongdoer, in the case of a serious crime. Perhaps this was done so that family members would not be able to seek revenge later on. However, this act against the families of the high officials and the satraps was certainly none of Daniel’s doing. Likely, he was distressed over the calamity that these wicked men had brought upon their families.
22 The scheming high officials and satraps were gone. Darius issued a proclamation, which stated: “From before me there has been put through an order that, in every dominion of my kingdom, people are to be quaking and fearing before the God of Daniel. For he is the living God and One enduring to times indefinite, and his kingdom is one that will not be brought to ruin, and his dominion is forever. He is rescuing and delivering and performing signs and wonders in the heavens and on the earth, for he has rescued Daniel from the paw of the lions.”—Daniel 6:25-27.
SERVEGODWITHCONSTANCY
23 Daniel set a fine example for all modern-day servants of God. His conduct was always above reproach. In his secular work, Daniel “was trustworthy and no negligence or corrupt thing at all was found in him.” (Daniel 6:4) In a similar way, a Christian should be industrious with respect to his employment. This does not mean being a business cutthroat who eagerly pursues material wealth or who steps on others to climb the corporate ladder. (1 Timothy 6:10) The Scriptures require that a Christian fulfill his secular obligations honestly and in a whole-souled way, “as to Jehovah.”—Colossians 3:22, 23; Titus 2:7, 8; Hebrews 13:18.
24 In his worship, Daniel was uncompromising. His custom of praying was a matter of public knowledge. Furthermore, the high officials and satraps well knew that Daniel took his worship seriously. Indeed, they were convinced that he would hold to this routine even if a law forbade it. What a fine example for present-day Christians! They too have a reputation for putting God’s worship in first place. (Matthew 6:33) This should be readily evident to onlookers, for Jesus commanded his followers: “Let your light shine before men, that they may see your fine works and give glory to your Father who is in the heavens.”—Matthew 5:16.
25 Some might say that Daniel could have avoided persecution by praying to Jehovah in secret for the 30-day period. After all, no particular posture or setting is required in order to be heard by God. He can even discern the meditations of the heart. (Psalm 19:14) Nevertheless, Daniel viewed any change in his routine to be tantamount to compromise. Why?
26 Since Daniel’s custom of praying was well-known, what message would have been conveyed if he suddenly discontinued it? Observers might well have concluded that Daniel was fearful of man and that the king’s decree superseded Jehovah’s law. (Psalm 118:6) But Daniel showed by his actions that Jehovah received his exclusive devotion. (Deuteronomy 6:14, 15; Isaiah 42:8) Of course, in doing this Daniel did not disrespectfully flout the king’s law. Yet, neither did he cower by compromising. Daniel simply continued to pray in his roof chamber, “as he had been regularly doing” prior to the king’s edict.
27 Servants of God today can learn from Daniel’s example. They remain “in subjection to the superior authorities,” obeying the laws of the land in which they live. (Romans 13:1) When the laws of man conflict with those of God, however, Jehovah’s people adopt the position of Jesus’ apostles, who boldly stated: “We must obey God as ruler rather than men.” (Acts 5:29) In doing so, Christians do not promote insurrection or rebellion. Rather, their aim is simply to live peaceably with all men so that they “may go on leading a calm and quiet life with full godly devotion.”—1 Timothy 2:1, 2; Romans 12:18.
28 On two occasions Darius commented that Daniel was serving God “with constancy.” (Daniel 6:16, 20) The Aramaic root for the word translated “constancy” means to “move in a circle.” It suggests the idea of a continuous cycle, or something that is perpetual. Daniel’s integrity was like that. It followed a predictable pattern. There was no question about what Daniel would do when faced with tests, whether large or small. He would continue in the course he had already established decades earlier—that of loyalty and faithfulness to Jehovah.
29 God’s present-day servants want to follow Daniel’s course. Indeed, the apostle Paul admonished all Christians to consider the example of God-fearing men of old. Through faith, they “effected righteousness, obtained promises,” and—evidently a reference to Daniel—“stopped the mouths of lions.” As servants of Jehovah today, let us display the faith and constancy of Daniel and “run with endurance the race that is set before us.”—Hebrews 11:32, 33; 12:1.
Normal
0
21
false
false
false
MicrosoftInternetExplorer4
/* Style Definitions */
table.MsoNormalTable
{mso-style-name:“Normale Tabelle“;
mso-tstyle-rowband-size:0;
mso-tstyle-colband-size:0;
mso-style-noshow:yes;
mso-style-parent:““;
mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt;
mso-para-margin:0cm;
mso-para-margin-bottom:.0001pt;
mso-pagination:widow-orphan;
font-size:10.0pt;
font-family:“Times New Roman“;
mso-ansi-language:#0400;
mso-fareast-language:#0400;
mso-bidi-language:#0400;}
Kapitel acht
Vor dem Rachen der Löwen bewahrt
BABYLON war gefallen. Innerhalb weniger Stunden war es mit dem Jahrhunderte währenden Glanz dieser Weltmacht vorbei. Eine neue Ära brach an: die der Meder und Perser. Als Nachfolger auf dem Thron Belsazars stand Darius, der Meder, nun vor der Aufgabe, sein ausgedehntes Reich zu organisieren.
2Eine der ersten Amtshandlungen des Darius war die Einsetzung von 120 Satrapen. Für diese Stellung wurden, wie man vermutet, bisweilen Verwandte des Königs ausgewählt. Schließlich regierte ein Satrap in einem mehr oder minder großen Verwaltungsbezirk des Reiches (Daniel 6:1). Zu seinen Aufgaben gehörte es, Steuern einzuziehen und dem Königshof den Tribut zu übersenden. Die Satrapen unterstanden zwar einer regelmäßigen Kontrolle durch einen Vertreter des Königs, hatten aber beträchtliche Befugnisse. Der Titel Satrap bedeutete „Reichsbeschützer“. In seiner Provinz galt der Satrap als Vasallenkönig, dem lediglich die Macht eines Souveräns fehlte.
3Welche Rolle spielte Daniel in dieser neuen staatlichen Einrichtung? Würde Darius, der Meder, diesen betagten jüdischen Propheten, der immerhin schon in den Neunzigern war, in den Ruhestand versetzen? Keineswegs! Darius wußte zweifellos, daß Daniel den Sturz Babylons genau vorhergesagt hatte, was übermenschliches Verständnis voraussetzte. Außerdem verfügte Daniel über jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit den unterschiedlichsten Gruppen von Gefangenen in Babylon. Darius lag daran, mit den neu unterworfenen Untertanen friedliche Beziehungen zu pflegen. Daher wünschte er sich bestimmt als Berater jemand mit der Weisheit und Erfahrung Daniels. Welche Stellung käme für den Betreffenden in Frage?
4Es wäre schon erstaunlich genug gewesen, wenn Darius den Exiljuden Daniel zum Satrapen ernannt hätte. Doch man stelle sich vor, welche Aufregung herrschte, als Darius seine Entscheidung bekanntgab, Daniel als einen der drei hohen Beamten einzusetzen, die die Satrapen zu beaufsichtigen hatten! Und dazu kam, daß Daniel ‘sich beständig auszeichnete’ und sich, verglichen mit den anderen hohen Beamten, als überlegen erwies. Ja, man erkannte, daß „ein außergewöhnlicher Geist“ in ihm war. Darius beabsichtigte sogar, ihm die Stellung des ersten Ministers zu übertragen (Daniel 6:2, 3).
5Die anderen hohen Beamten und die Satrapen müssen geradezu vor Wut gekocht haben. Sie konnten sich einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, daß Daniel — der weder ein Meder noch ein Perser war, noch ein Mitglied der königlichen Familie — eine ihnen übergeordnete Autoritätsstellung bekleiden sollte. Wie konnte Darius einen Fremden in eine so bedeutende Position erhöhen und dabei seine eigenen Landsleute, ja selbst seine Familienangehörigen übergehen? Diese Entscheidung muß ihnen unfair erschienen sein. Außerdem sahen die Satrapen in Daniels Rechtschaffenheit offensichtlich eine Gefahr für die bei ihnen übliche Korruption und Bereicherung durch Amtsmißbrauch. Aber weder die hohen Beamten noch die Satrapen wagten es, sich dieserhalb an Darius zu wenden. Schließlich stand Daniel bei ihm in hohem Ansehen.
6Daher verschworen sich diese neidischen Politiker untereinander. Sie suchten „einen Vorwand gegen Daniel hinsichtlich des Königreiches zu finden“. Vielleicht gäbe es irgend etwas an seiner Amtsführung auszusetzen? War er unehrlich? Die hohen Beamten und die Satrapen konnten bei der Erfüllung seiner Aufgaben keinerlei Nachlässigkeit und Korruption entdecken. Sie kamen zu dem Ergebnis: „Wir werden an diesem Daniel überhaupt keinen Vorwand finden, es sei denn, wir müssen ihn im Gesetz seines Gottes gegen ihn finden.“ Und so schmiedeten diese verschlagenen Männer ein Komplott. Sie dachten, Daniel dadurch ein für allemal ausschalten zu können (Daniel 6:4, 5).
DIE AUSFÜHRUNG EINES MORDPLANS
7Eine Gruppe von hohen Beamten und Satrapen wurde bei Darius vorstellig, ja ‘sie drängten sich zu ihm hinein’. Dieser aramäische Ausdruck hat den Sinn von „lärmender Bewegung“. Anscheinend taten diese Männer so, als hätten sie Darius etwas ungemein Dringendes vorzutragen. Womöglich sagten sie sich, er werde ihrem Vorschlag wahrscheinlich mit weniger Skepsis begegnen, wenn sie ihn mit Überzeugung unterbreiteten und als etwas, was sofortiges Handeln erforderte. Daher erklärten sie ohne Umschweife: „Alle hohen Beamten des Königreiches, die Präfekten und die Satrapen, die hohen königlichen Beamten und die Statthalter, haben sich zusammen beraten, eine königliche Satzung aufzustellen und ein Verbot in Kraft zu setzen, daß, wer immer im Laufe von dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen stellt außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden sollte“ (Daniel 6:6, 7).
8Wie Geschichtsberichte belegen, war es üblich, mesopotamische Könige als Götter zu betrachten und zu verehren. Daher fühlte sich Darius durch diesen Vorschlag zweifellos geschmeichelt. Vielleicht erkannte er auch eine recht praktische Seite darin. Bedenken wir, daß er für die Bewohner Babylons ein Ausländer war, der noch nicht lange dort lebte. Durch dieses neue Gesetz würde er sich als König etablieren, und die vielen Bewohner Babylons würden angeregt, dem neuen Regime offen ihre Loyalität und Unterstützung zu bezeugen. Die hohen Beamten und die Satrapen hatten aber bei dem Gesetzesvorschlag nicht etwa das Wohl des Königs im Auge. Ihr wahres Motiv bestand darin, Daniel eine Falle zu stellen, denn sie wußten von seiner Gewohnheit, täglich dreimal vor den offenen Fenstern seines Dachgemachs zu seinem Gott zu beten.
9Stellte diese Einschränkung in bezug auf das Gebet für alle religiösen Gruppen in Babylon eine Schwierigkeit dar? Nein, nicht unbedingt, und zwar besonders deshalb nicht, weil das Verbot nur einen Monat galt. Außerdem hielten es wohl nur wenige Nichtjuden für einen Kompromiß, wenn sie eine Zeitlang einem Menschen kultische Verehrung darbrachten. Ein Bibelgelehrter bemerkt: „Die Königsverehrung brachte für die götzendienerischste der Nationen keine fremdartigen Forderungen mit sich; und daher kamen die Babylonier, als sie aufgerufen wurden, dem Eroberer — Darius, dem Meder — die einem Gott zustehende Ehre zu erweisen, bereitwillig dieser Forderung nach. Nur der Jude widersetzte sich einer solchen Forderung.“
10Jedenfalls wurde Darius von seinen Besuchern dazu gedrängt, „die Satzung auf[zu]stellen und die Schrift [zu] unterzeichnen, damit sie nicht geändert werde, nach dem Gesetz der Meder und Perser, das nicht aufgehoben wird“ (Daniel 6:8). Im alten Orient galt der Wille eines Königs häufig als etwas Absolutes. Dadurch konnte sich die Vorstellung halten, er sei unfehlbar. Selbst ein Gesetz, das zum Tod unschuldiger Menschen führen konnte, mußte in Kraft bleiben.
11Ohne an Daniel zu denken, unterzeichnete Darius den Erlaß (Daniel 6:9). Damit unterschrieb er unwissentlich das Todesurteil für seinen wertvollsten Beamten. Ja, Daniel sollte von diesem Erlaß mit Sicherheit nicht unberührt bleiben.
DARIUS ZUR VERURTEILUNG GEZWUNGEN
12Daniel erfuhr zweifellos sehr bald von dem Gesetz über die Einschränkung des Gebets. Daraufhin begab er sich in sein Haus und betrat sein Dachgemach, wo die Fenster nach Jerusalem hin offen waren. Dort begann Daniel zu Gott zu beten, „wie er es zuvor regelmäßig getan hatte“. Vielleicht dachte er, er sei allein, aber die Verschwörer beobachteten ihn. Plötzlich ‘drängten sie sich hinein’ — zweifellos genauso erregt, wie sie sich an Darius gewandt hatten. Nun sahen sie mit eigenen Augen Daniel „bittend und um Gunst flehend vor seinem Gott“ (Daniel 6:10, 11). Damit hatten die hohen Beamten und die Satrapen die nötigen Beweise in der Hand, um Daniel vor dem König anklagen zu können.
13In ihrer Verschlagenheit fragten Daniels Feinde Darius: „Gibt es nicht ein Verbot, das du unterzeichnet hast, daß irgendein Mensch, der im Laufe von dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen richtet, außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden sollte?“ Darius antwortete: „Die Sache steht fest nach dem Gesetz der Meder und Perser, das nicht aufgehoben wird.“ Jetzt kamen die Verschwörer schnell zur Sache. „Daniel, der von den Weggeführten aus Juda ist, hat dir keine Beachtung geschenkt, o König, noch dem Verbot, das du unterzeichnet hast, sondern dreimal am Tag äußert er seine Bitte“ (Daniel 6:12, 13).
14Bezeichnenderweise sprachen die hohen Beamten und die Satrapen von Daniel als jemandem „von den Weggeführten aus Juda“. Damit wollten sie offensichtlich betonen, dieser Daniel, den Darius in eine solch prominente Stellung erhoben hatte, sei in Wirklichkeit nichts anderes als ein jüdischer Sklave. Als solcher stand er ihrer Meinung nach bestimmt nicht über dem Gesetz — ungeachtet dessen, wie der König über ihn dachte.
15Möglicherweise rechneten die hohen Beamten und die Satrapen damit, für ihre raffinierte Detektivarbeit vom König belohnt zu werden. Wenn dies der Fall war, sollten sie eine Überraschung erleben. Darius war über die Nachricht, die sie ihm überbrachten, tief betrübt. Statt über Daniel erzürnt zu sein oder ihn sogleich der Löwengrube zu übergeben, bemühte sich Darius den Rest des Tages, ihn davor zu bewahren. Doch umsonst. Schon bald kehrten die Verschwörer zurück und verlangten skrupellos Daniels Blut (Daniel 6:14, 15).
16Darius hatte nach seiner Auffassung keine andere Wahl. Er konnte weder das Gesetz aufheben noch Daniels „Übertretung“ entschuldigen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Daniel zu erklären: „Dein Gott, dem du mit Beharrlichkeit dienst, er selbst wird dich befreien.“ Allem Anschein nach achtete Darius den Gott Daniels. Schließlich hatte Jehova Daniel befähigt, den Sturz Babylons vorauszusagen. Er hatte Daniel auch einen „außergewöhnlichen Geist“ gegeben, der ihn von den anderen hohen Beamten unterschied. Vielleicht war Darius bekannt, daß derselbe Gott Jahrzehnte zuvor drei junge Hebräer aus einem Feuerofen befreit hatte. Wahrscheinlich hoffte der König, Jehova werde Daniel jetzt ebenfalls befreien, da es ihm, Darius, nicht möglich war, das Gesetz, das er unterzeichnet hatte, aufzuheben. Somit warf man Daniel in die Löwengrube. „Und ein Stein wurde gebracht und auf die Öffnung der Grube gelegt, und der König versiegelte ihn mit seinem Siegelring und mit dem Siegelring seiner Großen, damit im Fall Daniels nichts geändert werde“ (Daniel 6:16, 17).
EINE DRAMATISCHE WENDE DER EREIGNISSE
17Niedergeschlagen kehrte Darius in seinen Palast zurück. Man ließ keine Musiker zu ihm kommen, denn ihm stand der Sinn ganz und gar nicht nach Vergnügen. Statt dessen lag er die ganze Nacht hindurch wach und fastete. „Sein Schlaf selbst floh ihn.“ In der Morgendämmerung eilte er zur Löwengrube. Mit trauriger Stimme rief er: „O Daniel, Diener des lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du mit Beharrlichkeit dienst, dich von den Löwen befreien können?“ (Daniel 6:18-20). Wie erstaunt und zugleich erleichtert er doch war, eine Antwort zu vernehmen!
18„O König, lebe weiterhin, ja auf unabsehbare Zeiten!“ Mit diesem ehrerbietigen Gruß zeigte Daniel, daß er dem König gegenüber keine feindseligen Gefühle hegte. Er wußte, daß die Verfolgung in Wirklichkeit nicht von Darius ausgegangen war, sondern von den neidischen hohen Beamten und Satrapen. (Vergleiche Matthäus 5:44; Apostelgeschichte 7:60.) Weiter sagte Daniel: „Mein eigener Gott hat seinen Engel gesandt und das Maul der Löwen verschlossen, und sie haben mich nicht ins Verderben gebracht, da ja vor ihm Unschuld selbst an mir gefunden wurde; und auch vor dir, o König, habe ich keine verletzende Handlung begangen“ (Daniel 6:21, 22).
19Wie diese Worte das Gewissen des Darius beunruhigt haben müssen! Er wußte von vornherein, daß sich Daniel nichts hatte zuschulden kommen lassen, was es gerechtfertigt hätte, ihn in die Löwengrube zu werfen. Für Darius stand es völlig außer Frage, daß sich die hohen Beamten und die Satrapen verschworen hatten, Daniel zu Tode bringen zu lassen, und daß sie ihn, den König, entsprechend manipuliert hatten, damit sie ihre selbstsüchtigen Ziele erreichen konnten. Dadurch, daß sie betont hatten, „alle hohen Beamten des Königreiches“ hätten empfohlen, den Erlaß in Kraft zu setzen, erweckten sie den Eindruck, auch Daniel sei dieserhalb konsultiert worden. Diese verschlagenen Männer sollten es noch mit Darius zu tun bekommen! Doch zunächst befahl er, Daniel aus der Löwengrube herauszuholen. Dieser hatte durch ein Wunder keinen einzigen Kratzer abbekommen (Daniel 6:23).
20Jetzt, da Daniel in Sicherheit war, gab es für Darius etwas anderes zu tun. „Der König gebot, und man brachte jene kräftigen Männer, die Daniel angeklagt hatten, und in die Löwengrube warf man sie, ihre Söhne und ihre Frauen; und sie hatten den Boden der Grube noch nicht erreicht, als die Löwen sich schon ihrer bemächtigten, und all ihre Gebeine zermalmten sie“ (Daniel 6:24).
21Nicht nur die Verschwörer, sondern auch deren Frauen und Kinder zu töten erscheint vielleicht übertrieben hart. Dagegen hieß es in dem Gesetz, das Gott durch den Propheten Moses gegeben hatte: „Väter sollten nicht wegen der Kinder zu Tode gebracht werden, und Kinder sollten nicht wegen der Väter zu Tode gebracht werden. Jeder sollte wegen seiner eigenen Sünde zu Tode gebracht werden“ (5. Mose 24:16). In einigen Kulturkreisen des Altertums war es indes nicht unüblich, im Falle eines Schwerverbrechens Familienangehörige zusammen mit dem Übeltäter hinzurichten. Möglicherweise sollte dadurch ausgeschlossen werden, daß sich die Angehörigen später rächten. Aber dieses Vorgehen gegen die Familien der hohen Beamten und der Satrapen war mit Sicherheit nicht Daniel zuzuschreiben. Wahrscheinlich war er betrübt wegen des Unheils, das diese niederträchtigen Männer über ihre Familien gebracht hatten.
22Die hohen Beamten und die Satrapen, die gegen Daniel intrigiert hatten, waren nun tot. Jetzt ließ Darius folgenden Aufruf ergehen: „Von mir aus ist ein Befehl erlassen worden, daß in jeder Herrschaft meines Königreiches die Menschen beben und sich vor dem Gott Daniels fürchten sollen. Denn er ist der lebendige Gott und besteht auf unabsehbare Zeiten, und sein Königreich ist eines, das nicht zugrunde gerichtet werden wird, und seine Herrschaft währt immerdar. Er rettet und befreit und vollbringt Zeichen und Wunder in den Himmeln und auf der Erde, denn er hat Daniel von der Tatze der Löwen befreit“ (Daniel 6:25-27).
GOTT BEHARRLICH DIENEN
23Daniel ist für alle Diener Gottes von heute ein hervorragendes Beispiel. Er führte stets einen tadellosen Lebenswandel. Was seine weltliche Arbeit betraf, wurde ihm bezeugt, daß er „vertrauenswürdig war und sich an ihm überhaupt keine Nachlässigkeit und gar nichts Korruptes fand“ (Daniel 6:4). Auch ein Christ sollte sich an seiner Arbeitsstelle durch Fleiß auszeichnen. Das bedeutet nicht, gnadenlos vorzugehen und auf materiellen Wohlstand auszusein oder auf Kosten anderer Karriere zu machen (1. Timotheus 6:10). Die Bibel verlangt von einem Christen, seine weltlichen Verpflichtungen ehrlich und mit ganzer Seele zu erfüllen „als für Jehova“ (Kolosser 3:22, 23; Titus 2:7, 8; Hebräer 13:18).
24In bezug auf die Anbetung ging Daniel keine Kompromisse ein. Seine Gewohnheit zu beten war öffentlich bekannt. Die hohen Beamten und die Satrapen wußten zudem, daß er seine Anbetung ernst nahm. Ja, sie waren sogar überzeugt, daß er selbst dann an seiner Gewohnheit festhielte, wenn dies durch Gesetz verboten wäre. Welch ein vortreffliches Beispiel für Christen von heute! Auch sie stehen in dem Ruf, daß sie die Anbetung Gottes an die erste Stelle setzen (Matthäus 6:33). Diese Tatsache sollte für Beobachter ohne weiteres zu erkennen sein, denn Jesus gebot seinen Nachfolgern: „Laßt euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure vortrefflichen Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen“ (Matthäus 5:16).
25Manch einer sagt vielleicht, Daniel hätte der Verfolgung entgehen können, wenn er während der 30 Tage Jehova im geheimen angebetet hätte. Schließlich ist es nicht nötig, eine bestimmte Haltung oder Stellung einzunehmen, damit man von Gott erhört wird. Er kann sogar das Sinnen des Herzens erkennen (Psalm 19:14). Doch in Daniels Augen kam jede Änderung seiner Gewohnheit einem Kompromiß gleich. Warum?
26Daniels Gewohnheit zu beten war hinlänglich bekannt. Was hätten daher andere wohl gedacht, wenn er plötzlich damit aufgehört hätte? Beobachter hätten ohne weiteres zu dem Schluß kommen können, Daniel fürchte Menschen und der Erlaß des Königs habe das Gesetz Jehovas aufgehoben (Psalm 118:6). Aber Daniel zeigte durch sein Verhalten, daß seine ausschließliche Ergebenheit Jehova galt (5. Mose 6:14, 15; Jesaja 42:8). Er verachtete weder in respektloser Weise das Gesetz des Königs, noch ließ er sich einschüchtern und ging einen Kompromiß ein. Daniel betete einfach weiterhin in seinem Dachgemach, „wie er es zuvor regelmäßig getan hatte“, vor dem Erlaß des Königs.
27Von dem Beispiel, das Daniel gab, können Christen heute etwas lernen. Sie sind „den obrigkeitlichen Gewalten untertan“, indem sie sich an die Gesetze des Landes halten, in dem sie leben (Römer 13:1). Wenn jedoch die von Menschen erlassenen Gesetze den Gesetzen Gottes widersprechen, nehmen Jehovas Diener denselben Standpunkt ein wie die Apostel Jesu, die freimütig erklärten: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5:29). Dadurch stiften Christen nicht zum Aufruhr oder zur Rebellion an. Sie sind einfach bemüht, mit allen Menschen in Frieden zu leben, damit sie „weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen können in völliger Gottergebenheit“ (1. Timotheus 2:1, 2; Römer 12:18).
28Zweimal stellte Darius fest, daß Daniel Gott „mit Beharrlichkeit“ diente (Daniel 6:16, 20). Das aramäische Wurzelwort des Ausdrucks, der mit „Beharrlichkeit“ übersetzt wurde, bedeutet „kreisen“. Damit wird ein fortdauernder Kreislauf angedeutet oder etwas Beständiges. Von solcher Art war Daniels Lauterkeit. Sie entsprach einem vorhersehbaren Muster. Es war keine Frage, wie Daniel in Prüfungen — ganz gleich, ob in großen oder kleinen — handeln würde. Er ging weiter den Weg, den er bereits jahrzehntelang gegangen war, den Weg der Loyalität und Treue Jehova gegenüber.
29Gottes heutige Diener möchten genauso handeln wie Daniel. Der Apostel Paulus riet allen Christen, das Beispiel gottesfürchtiger Menschen in alter Zeit zu betrachten, Menschen, die durch Glauben „Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten“ und „der Löwen Rachen verstopften“, was offensichtlich eine Bezugnahme auf Daniel ist. Als Diener Jehovas sollten wir heute den Glauben und die Beharrlichkeit eines Daniel bekunden und „in dem vor uns liegenden Wettlauf mit Ausharren laufen“ (Hebräer 11:32, 33; 12:1).
Normal
0
21
false
false
false
MicrosoftInternetExplorer4
/* Style Definitions */
table.MsoNormalTable
{mso-style-name:“Normale Tabelle“;
mso-tstyle-rowband-size:0;
mso-tstyle-colband-size:0;
mso-style-noshow:yes;
mso-style-parent:““;
mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt;
mso-para-margin:0cm;
mso-para-margin-bottom:.0001pt;
mso-pagination:widow-orphan;
font-size:10.0pt;
font-family:“Times New Roman“;
mso-ansi-language:#0400;
mso-fareast-language:#0400;
mso-bidi-language:#0400;}
Chapter Eight
Rescued From the Jaws of Lions!
BABYLON had fallen! Its century-long splendor as a world power had been snuffed out in just a few hours. A new era was beginning—that of the Medes and the Persians. As successor to Belshazzar’s throne, Darius the Mede now faced the challenge of organizing his expanded empire.
2 One of the first tasks undertaken by Darius was to appoint 120 satraps. It is believed that those who served in this capacity were sometimes selected from among the king’s relatives. In any event, each satrap governed a major district or a smaller subdivision of the empire. (Daniel 6:1) His duties included collecting taxes and remitting the tribute to the royal court. Though subject to periodic scrutiny by a visiting representative of the king, the satrap had considerable authority. His title meant “protector of the Kingdom.” In his province the satrap was regarded as a vassal king, with all but sovereign power.
3 Where would Daniel fit into this new arrangement? Would Darius the Mede retire this aged Jewish prophet who was now in his nineties? By no means! Darius no doubt realized that Daniel had accurately foretold the downfall of Babylon and that such a prediction required superhuman discernment. In addition, Daniel had decades of experience in dealing with the varied captive communities in Babylon. Darius was intent on keeping peaceful relations with his newly conquered subjects. Therefore, he would certainly want someone with Daniel’s wisdom and experience close to the throne. In what capacity?
4 It would have been startling enough if Darius had appointed the Jewish exile Daniel to be a satrap. But just imagine the commotion when Darius announced his decision to make Daniel one of the three high officials who would oversee the satraps! Not only that but Daniel was “steadily distinguishing himself,” proving himself superior to his fellow high officials. Indeed, “an extraordinary spirit” was found in him. Darius was even intent upon giving him the position of prime minister.—Daniel 6:2, 3.
5 The other high officials and the satraps must have been seething with anger. Why, they could not stand the thought of having Daniel—who was neither Mede nor Persian nor a member of the royal family—in a position of authority over them! How could Darius elevate a foreigner to such prominence, bypassing his own countrymen, even his own family? Such a maneuver must have seemed unfair. Moreover, the satraps evidently viewed Daniel’s integrity as an unwelcome restraint against their own practices of graft and corruption. Yet, the high officials and satraps did not dare to approach Darius about the matter. After all, Darius held Daniel in high esteem.
6 So these jealous politicians conspired among themselves. They tried “to find some pretext against Daniel respecting the kingdom.” Could anything be amiss about the way he handled his responsibilities? Was he dishonest? The high officials and satraps could find no negligence or corruption whatsoever in the way that Daniel handled his duties. “We shall find in this Daniel no pretext at all,” they reasoned, “except we have to find it against him in the law of his God.” And so it was that these devious men hatched a plot. They thought it would finish Daniel off once and for all.—Daniel 6:4, 5.
A MURDEROUS PLOT SET IN MOTION
7 Darius was approached by an entourage of high officials and satraps who “entered as a throng.” The Aramaic expression here carries the idea of a thunderous commotion. Apparently, these men made it appear that they had a matter of great urgency to present to Darius. They may have reasoned that he would be less likely to question their proposal if they presented it with conviction and as something that required immediate action. Hence, they came right to the point, saying: “All the high officials of the kingdom, the prefects and the satraps, the high royal officers and the governors, have taken counsel together to establish a royal statute and to enforce an interdict, that whoever makes a petition to any god or man for thirty days except to you, O king, should be thrown to the lions’ pit.”—Daniel 6:6, 7.
8 Historical records confirm that it was common for Mesopotamian kings to be viewed and worshiped as divine. So Darius undoubtedly was flattered by this proposal. He may also have seen a practical side to it. Remember, to those living in Babylon, Darius was a foreigner and a newcomer. This new law would serve to establish him as king, and it would encourage the multitudes living in Babylon to avow their loyalty and support to the new regime. In proposing the decree, though, the high officials and the satraps were not at all concerned about the king’s welfare. Their true motive was to entrap Daniel, for they knew that it was his custom to pray to God three times a day before the open windows of his roof chamber.
9 Would this restriction on prayer create a problem for all the religious communities in Babylon? Not necessarily, especially since the prohibition was to last only for a month. Furthermore, few non-Jews would view directing their worship to a human for a time as a compromise. One Bible scholar notes: “King-worship made no strange demands upon the most idolatrous of nations; and therefore the Babylonian when called upon to pay to the conqueror—Darius the Mede—the homage due to a god, readily acceded to the demand. It was the Jew alone who resented such a demand.”
10 In any event, Darius’ visitors urged him to “establish the statute and sign the writing, in order for it not to be changed, according to the law of the Medes and the Persians, which is not annulled.” (Daniel 6:8) In the ancient East, the will of a king was often regarded as absolute. This perpetuated the notion that he was infallible. Even a law that could cause the death of innocent people had to remain in effect!
11 Without thinking of Daniel, Darius signed the decree. (Daniel 6:9) In doing so, he unknowingly signed the death warrant of his most valued official. Yes, Daniel was sure to be affected by this edict.
DARIUS FORCED TO RENDER ADVERSE JUDGMENT
12 Daniel soon became aware of the law restricting prayer. Immediately, he entered into his house and went to his roof chamber, where the windows were open toward Jerusalem. There Daniel began praying to God “as he had been regularly doing prior to this.” Daniel may have thought that he was alone, but the conspirators were watching him. Suddenly, they “crowded in,” no doubt in the same excited manner in which they had approached Darius. Now they were seeing it with their own eyes—Daniel was “petitioning and imploring favor before his God.” (Daniel 6:10, 11) The high officials and satraps had all the evidence they needed to accuse Daniel before the king.
13 Daniel’s enemies slyly asked Darius: “Is there not an interdict that you have signed that any man that asks a petition from any god or man for thirty days except from you, O king, he should be thrown to the lions’ pit?” Darius answered: “The matter is well established according to the law of the Medes and the Persians, which is not annulled.” Now the conspirators quickly got to the point. “Daniel, who is of the exiles of Judah, has paid no regard to you, O king, nor to the interdict that you signed, but three times in a day he is making his petition.”—Daniel 6:12, 13.
14 It is significant that the high officials and satraps referred to Daniel as being “of the exiles of Judah.” Evidently, they wanted to emphasize that this Daniel whom Darius had elevated to such prominence was in reality no more than a Jewish slave. They believed that as such, he was certainly not above the law—no matter how the king felt about him!
15 Perhaps the high officials and satraps expected the king to reward them for their astute detective work. If so, they were in for a surprise. Darius was sorely troubled by the news they brought him. Rather than becoming enraged at Daniel or immediately consigning him to the lions’ pit, Darius spent all day striving to deliver him. But his efforts proved futile. Before long, the conspirators returned, and in their shameless spirit, they demanded Daniel’s blood.—Daniel 6:14, 15.
16 Darius felt that he had no choice in the matter. The law could not be annulled, nor could Daniel’s “transgression” be pardoned. All that Darius could say to Daniel was “your God whom you are serving with constancy, he himself will rescue you.” Darius seemed to respect Daniel’s God. It was Jehovah who had given Daniel the ability to foretell the fall of Babylon. God had also given Daniel “an extraordinary spirit,” which distinguished him from the other high officials. Perhaps Darius was aware that decades earlier this same God had delivered three young Hebrews from a fiery furnace. Likely, the king hoped that Jehovah would now deliver Daniel, since Darius was unable to reverse the law he had signed. Hence, Daniel was thrown into the lions’ pit. Next, “a stone was brought and placed on the mouth of the pit, and the king sealed it with his signet ring and with the signet ring of his grandees, in order that nothing should be changed in the case of Daniel.”—Daniel 6:16, 17.
A DRAMATIC TURN OF EVENTS
17 A dejected Darius returned to his palace. No musicians were brought in before him, for he was in no mood for entertainment. Instead, Darius lay awake the whole night, fasting. “His very sleep fled from him.” At dawn, Darius hastened to the lions’ pit. He cried out in a sad voice: “O Daniel, servant of the living God, has your God whom you are serving with constancy been able to rescue you from the lions?” (Daniel 6:18-20) To his amazement—and utter relief—there was an answer!
18 “O king, live on even to times indefinite.” With this respectful greeting, Daniel showed that he did not harbor feelings of animosity toward the king. He realized that the real source of his persecution was, not Darius, but the envious high officials and satraps. (Compare Matthew 5:44; Acts 7:60.) Daniel continued: “My own God sent his angel and shut the mouth of the lions, and they have not brought me to ruin, forasmuch as before him innocence itself was found in me; and also before you, O king, no hurtful act have I done.”—Daniel 6:21, 22.
19 How those words must have stung Darius’ conscience! He knew all along that Daniel had done nothing to merit being thrown into the lions’ pit. Darius was well aware that the high officials and satraps had conspired to have Daniel put to death and that they had manipulated the king to achieve their selfish ends. By their insisting that “all the high officials of the kingdom” had recommended the passing of the edict, they implied that Daniel too had been consulted in the matter. Darius would deal with these devious men later. First, however, he gave the command to have Daniel lifted out of the lions’ pit. Miraculously, Daniel had not suffered so much as a single scratch!—Daniel 6:23.
20 Now that Daniel was safe, Darius had other business to attend to. “The king commanded, and they brought these able-bodied men who had accused Daniel, and into the lions’ pit they threw them, their sons and their wives; and they had not reached the bottom of the pit before the lions had got the mastery over them, and all their bones they crushed.”—Daniel 6:24.
21 Putting to death not only the conspirators but also their wives and children may seem unreasonably harsh. In contrast, the Law that God gave through the prophet Moses stated: “Fathers should not be put to death on account of children, and children should not be put to death on account of fathers. Each one should be put to death for his own sin.” (Deuteronomy 24:16) Nevertheless, in some ancient cultures, it was not unusual for family members to be executed along with the wrongdoer, in the case of a serious crime. Perhaps this was done so that family members would not be able to seek revenge later on. However, this act against the families of the high officials and the satraps was certainly none of Daniel’s doing. Likely, he was distressed over the calamity that these wicked men had brought upon their families.
22 The scheming high officials and satraps were gone. Darius issued a proclamation, which stated: “From before me there has been put through an order that, in every dominion of my kingdom, people are to be quaking and fearing before the God of Daniel. For he is the living God and One enduring to times indefinite, and his kingdom is one that will not be brought to ruin, and his dominion is forever. He is rescuing and delivering and performing signs and wonders in the heavens and on the earth, for he has rescued Daniel from the paw of the lions.”—Daniel 6:25-27.
SERVE GOD WITH CONSTANCY
23 Daniel set a fine example for all modern-day servants of God. His conduct was always above reproach. In his secular work, Daniel “was trustworthy and no negligence or corrupt thing at all was found in him.” (Daniel 6:4) In a similar way, a Christian should be industrious with respect to his employment. This does not mean being a business cutthroat who eagerly pursues material wealth or who steps on others to climb the corporate ladder. (1 Timothy 6:10) The Scriptures require that a Christian fulfill his secular obligations honestly and in a whole-souled way, “as to Jehovah.”—Colossians 3:22, 23; Titus 2:7, 8; Hebrews 13:18.
24 In his worship, Daniel was uncompromising. His custom of praying was a matter of public knowledge. Furthermore, the high officials and satraps well knew that Daniel took his worship seriously. Indeed, they were convinced that he would hold to this routine even if a law forbade it. What a fine example for present-day Christians! They too have a reputation for putting God’s worship in first place. (Matthew 6:33) This should be readily evident to onlookers, for Jesus commanded his followers: “Let your light shine before men, that they may see your fine works and give glory to your Father who is in the heavens.”—Matthew 5:16.
25 Some might say that Daniel could have avoided persecution by praying to Jehovah in secret for the 30-day period. After all, no particular posture or setting is required in order to be heard by God. He can even discern the meditations of the heart. (Psalm 19:14) Nevertheless, Daniel viewed any change in his routine to be tantamount to compromise. Why?
26 Since Daniel’s custom of praying was well-known, what message would have been conveyed if he suddenly discontinued it? Observers might well have concluded that Daniel was fearful of man and that the king’s decree superseded Jehovah’s law. (Psalm 118:6) But Daniel showed by his actions that Jehovah received his exclusive devotion. (Deuteronomy 6:14, 15; Isaiah 42:8) Of course, in doing this Daniel did not disrespectfully flout the king’s law. Yet, neither did he cower by compromising. Daniel simply continued to pray in his roof chamber, “as he had been regularly doing” prior to the king’s edict.
27 Servants of God today can learn from Daniel’s example. They remain “in subjection to the superior authorities,” obeying the laws of the land in which they live. (Romans 13:1) When the laws of man conflict with those of God, however, Jehovah’s people adopt the position of Jesus’ apostles, who boldly stated: “We must obey God as ruler rather than men.” (Acts 5:29) In doing so, Christians do not promote insurrection or rebellion. Rather, their aim is simply to live peaceably with all men so that they “may go on leading a calm and quiet life with full godly devotion.”—1 Timothy 2:1, 2; Romans 12:18.
28 On two occasions Darius commented that Daniel was serving God “with constancy.” (Daniel 6:16, 20) The Aramaic root for the word translated “constancy” means to “move in a circle.” It suggests the idea of a continuous cycle, or something that is perpetual. Daniel’s integrity was like that. It followed a predictable pattern. There was no question about what Daniel would do when faced with tests, whether large or small. He would continue in the course he had already established decades earlier—that of loyalty and faithfulness to Jehovah.
29 God’s present-day servants want to follow Daniel’s course. Indeed, the apostle Paul admonished all Christians to consider the example of God-fearing men of old. Through faith, they “effected righteousness, obtained promises,” and—evidently a reference to Daniel—“stopped the mouths of lions.” As servants of Jehovah today, let us display the faith and constancy of Daniel and “run with endurance the race that is set before us.”—Hebrews 11:32, 33; 12:1.